Erfahrungsbericht über den Schüleraustausch zwischen dem Max-Planck-Gymansium in München und dem Gymnasium Nr. 14 in Wolgograd
Maßnahme im Inland
Nachdem der Kontakt zwischen den beiden Schulen, dem Gymnasium Nr. 14 in Wolgograd und dem Max-Planck-Gymansium in München im Frühjahr 2013 aufgrund eines Besuchs der russischen Lehrerin Elena Pukhova an unserer Schule hergestellt war, gingen wir eifrig an die Detailplanungen. Es blieb nicht viel Zeit, da wir einen ersten Besuch der russischen Seite bei uns schon für Oktober 2013 verabredet hatten.
Dennoch gelang es in relativ kurzer Zeit Mädchen der damaligen 8. Jahrgangsstufe zu finden, die bereit waren sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Sie erklärten sich bereit, die russischen Mädchen aufzunehmen. Ebenfalls versprachen sie eine Teilnahme am Russischwahlkurs, die Bedingung für einen Gegenbesuch in Wolgograd ist, der im Frühjahr 2014 stattfinden soll.
Die Mädchen waren schon im Vorfeld sehr interessiert und aufgeregt; schon bald erbaten sie die e-mail Adressen und Facebooknamen der russischen Mädchen, um mit ihnen schon vor dem Besuch in Kontakt zu treten.
Dieser Kontakt war bei vielen sehr fruchtbar und steigerte die Aufregung auf beiden Seiten noch. Die Mädchen tauschten sich über schulische Belange und Freizeitaktivitäten aus, wobei die russischen Schülerinnen auf Deutsch schreiben mussten, da unsere Schülerinnen noch kein Russisch konnten.
Jungen in unserer Schülerschaft zu finden, die bereit waren, an dem Austausch teilzunehmen, war ungleich schwieriger. Die Berührungsängste und Vorbehalte waren nicht nur unter den Schülern groß, sondern auch unter der Elternschaft, überraschenderweise auch unter einigen russischsprachigen Eltern.
Nur durch die engangierte Initiative des vorsitzenden Elternbeirats, Helmut Costa, gelang es kurzfristig noch für alle Schüler Gastfamilien zu finden. Hierbei war die Hilfsbereitschaft unter unserer Elternschaft überragend. Am Ende meldeten sich sogar mehr Familien als nötig waren.
Nach den eher hektischen Vorbereitungen fieberten wir nun gespannt dem Tag der Anreise unserer Gäste entgegen. Am 05. Oktober 2013 war es dann soweit: und so machten wir uns mit einer kleineren Gruppe Schülern auf den Weg zum Flughafen, um unsere Austauschpartner abzuholen. Nach einem kleinen Abenteuer und einstündiger Verspätung gelang uns sogar die Anreise zum Flughafen, wobei wir von Neufahrn aus mit einem Großraumtaxi weiterreisen mussten, da die S-Bahnstrecke gesperrt war.
Jedoch warteten unsere Gäste geduldig und freuten sich uns endlich kennenzulernen.
Die Schüler lernten sich schon auf der Heimfahrt nach Pasing näher kennen und tauschten sich schon ein bisschen aus.
In Pasing trafen wir dann die restlichen Schüler und Gasteltern und konnten alle Gäste gut unterbringen.
Am nächsten Tag, dem letzten Wiesntag stand ein Wiesnbesuch auf dem Programm, den sich unsere deutschen Schülerinnen gewünscht hatten. Sie kamen zünftig in Dirndl und selbst für einige der russischen Gastschülerinnen waren Dirndln zum Leihen vorhanden.
Den russischen Gästen gefiel der Volksfestbesuch außerordentlich, besonders deshalb weil es Vergleichbares in Wolgograd nicht gibt.
Am Montag lernten die russischen Schüler dann unsere Schule kennen und sie mussten sich in den deutschen Unterricht einfügen. Am Nachmittag machten wir eine kleine Wanderung zum Kloster Andechs, die für einige der Schüler etwas anstrengend war. Als aber alle den Klosterberg glücklich erreicht hatten, konnten wir uns oben etwas ausruhen und die Aussicht genießen.
Am Dienstag ging es nach vormittäglichem Schulbesuch wieder zu Fuß los, auf einen Spaziergang zum Schloss Nymphenburg, wir sahen den Park in herbstlichen Farben, aber dennoch waren die Gäste beeindruckt von Park und Schloss.
Am Mittwoch dann, erbot sich unser Schulleiter Herr Scharl, eine Stadtführung mit uns zu unternehmen. Wir trafen uns also am späten Vormittag am Odeonsplatz und erkundeten mit ihm die Innenstadt. Die Führung war außerordentlich interessant, wobei Herr Scharl sich besondere Mühe gab, eine historische Beziehung zwischen den beiden Städten München und Wolgograd herzustellen. Er beeindruckte uns durch eine unterhaltsame und fachkundige Führung, die wir für die russischen Schüler ins Russische übersetzten, da nicht alle so gut Deutsch sprachen, um seinen Ausführungen genug folgen zu können. Der Stadtspaziergang führte uns durch die Innenstadt Richtung Isar und endete am Deutschen Museum, das wir im Anschluss besichtigten.
Für Donnerstag stand ein Tagesausflug nach Neuschwanstein auf dem Programm. Es stellte sich heraus, dass noch nicht alle deutschen Schüler das Ludwigsschloss besucht hatten; so war es auch für die Deutschen etwas Besonderes. Leider spielte das Wetter nicht so mit wie wir gehofft hatten. Auf dem Weg zum Schloss, den wir wegen der Überfüllung des Shuttlebusses zu Fuß zurücklegten wurden wir ziemlich pitschnass. Zum Glück trugen es alle mit Humor. Das Schloss war jedenfalls beeindruckend in seiner Pracht.
Am Freitag dann führten wir in unserer Schule ein Projekt durch. Bei diesem Projekt stand das interkulturelle Lernen im Vordergrund. Die Schüler studierten ein kurzes russisches Theaterstück ein, bei welchem auch die deutschen Schüler Rollen bekamen. Die Deutschen lernten ziemlich schnell, den russischen Text zu verstehen und richtig zu reagieren. Außerdem mussten sie kleine Sätze auf Russisch sagen, was ihnen mit Unterstützung ihrer Austauschpartner ganz wunderbar gelang. Dann sangen wir noch einige Lieder auf Deutsch und auf Russisch und tranken Tee aus dem Samowar.
Der Samstag war zur freien Verfügung; an diesem Tag konnten die Schüler und ihre Familien ihren Gästen individuell etwas zeigen oder auf die Interessen ihrer Gäste eingehen. Manche gingen Schlittschuhlaufen, andere gingen ins Kino oder Einkaufen.
Am Sonntag stand noch ein Tagesausflug auf dem Programm, eine Wanderung zur Schliersbergalm. Wir wurden mit strahlendem Sonnenschein entschädigt und hatten schon beim Aufstieg eine traumhafte Sicht. Der Aufstieg wurde den Schülern auch nicht lang. Mittlerweile hatte sich die Gruppe schon sehr gut zusammengefunden, die deutschen und russischen Schüler neckten sich und bewarfen sich mit Schneebällen aus den Schneeresten des Schnees der vergangenen Nacht. Als die russischen Schüler dann die Rodelbahn entdeckten und ich versprach, dass wir auf ihr nach unten rodeln würden, war für sie der Tag perfekt. Das war für sie etwas ganz besonderes, denn Vergleichbares gibt es in Wolgograd nicht. Wir erholten uns nach dem Aufstieg etwas auf der Alm und rodelten dann nach unten.
Am Montag luden wir alle Schüler und auch unseren Schulleiter, Herrn Scharl, sowie die „Gastmutter“ unserer russischen Lehrerin, Constanze von Grafenstein, zu einer kleinen Verabschiedungsrunde ein. Bei Tee aus dem Samowar und Gebäck zogen wir Bilanz.
Am nächsten Morgen dann gelang eine beinahe problemlose Rückreise zum Flughafen und der Abschied am Pasinger Bahnhof war auch ein wenig traurig.
|
Insgesamt haben wir diesen Austausch als sehr positiv erlebt. Die Schüler haben eine Menge über die jeweils andere Kultur gelernt. Es war ein Vergnügen, zu sehen, mit welcher Begeisterung meine deutschen Schüler neue russische Wörter von ihren Partnern lernten und wie viel sie in diesen Tagen über die Gepflogeheiten in Russland lernten. Vieles versetzte sie in Erstaunen, manches verursachte Probleme, wie die geringen Deutsckenntnisse einiger russischer Schüler.
Aber am schönsten war die Erfahrung, dass zwei der Gastväter, die zuerst recht skeptisch waren, am Ende ganz begeistert von ihren Gastschülern waren.
Es war für mich als Lehrkraft eine Überraschung, zu sehen, wie verantwortungsvoll und fürsorglich sich meine deutschen Schüler um ihre Gastschüler kümmerten. Auch den Gasteltern bin ich in höchstem Maße dankbar für ihr Engagement und ihre Bereitschaft diese Schüler aus einer gar so fremden Kultur in ihr Haus aufzunehmen und zu umsorgen und dadurch zum Gelingen dieses Projektes beizutragen. Ohne Eure/ Ihre breite Unterstützung wäre dies alles nicht möglich gewesen.
Vielen Dank.
Anne Allen
Russischlehrerin
Max-Planck-Gymansium