Max Planck gilt als einer der bedeutendsten Physiker aller Zeiten. Sein Name darf und muß in einem Atemzug mit Kepler, Galilei, Newton und Einstein genannt werden. Wer war dieser Max Planck? Fast 90 wechselvolle und erfüllte Lebensjahre! Der folgende Bericht, der sich eng an der Rede orientiert, die mein verehrter Seminarlehrer und Vorgänger 1965 anläßlich der Namensgebung unserer Schule gehalten hat, kann nur andeuten, kann nur schlaglichtartig einige Akzente setzen und die wichtigsten Stationen aufzeigen.
Max Planck als Schüler und Student in München
Max Planck wird am 23. April 1858 in Kiel geboren. Max ist das vierte von sieben Geschwistern. Als 9-jähriger tritt er in die erste Lateinklasse des Münchner Maximilians-Gymnasiums ein. Die Jahre davor hatte er in seiner Geburtsstadt Kiel verbracht. Seine Eltern stammten aus Schwaben. Der Vater war Jurist und hatte nun eine Professur in München angenommen. Das Max-Gymnasium in Schwabing war damals wie heute ein rein humanistisches Gymnasium. Einer seiner Klassenkameraden wurde Oskar von Miller, der später das Deutsche Museum erbaute und die ersten elektrischen Kraftwerke und Fernleitungen in Deutschland errichtete. In den Schulakten finden sich folgende Bemerkungen über die beiden Gegenpole:
Planck:" Mit Recht der Liebling seiner Lehrer und Mitschüler, der Jüngste der Klasse (14 Jahre) und bei aller Kindlichkeit ein sehr klarer, logischer Kopf. Verspricht etwas Rechtes." Miller:" Nicht ohne Talent. Schnell fertig und richtig in seinem Urteil; hört mit einem Ohr mehr als andere auf zwei, aber die personifizierte Unordnung, ohne allen Fleiß, den Unterricht störend und ein Hemmschuh für die Klasse."
Einen naturwissenschaftlichen Unterricht gab es damals am Max-Gymnasium nicht, aber immerhin gehörte zum mathematischen Stoff der Abiturklasse "populäre Astronomie" und "Mechanik". Planck schreibt über jene Zeit:
"Mit der Physik kam ich zuallererst in Berührung durch meinen Mathematiklehrer, einen mitten im Leben stehenden, scharfsinnigen und witzigen Mann, der es verstand, die Bedeutung der physikalischen Gesetze durch drastische Beispiele zu erläutern. So kam es, daß ich als erstes Gesetz, das eine absolute Geltung besitzt, das Prinzip der Erhaltung der Energie wie eine Heilsbotschaft in mich aufnahm. Unvergeßlich ist mir die Schilderung von einem Mauerer, der einen schweren Ziegelstein mühsam auf das Hausdach hinaufschleppt. Die Arbeit, die er verrichtet, geht nicht verloren: sie bleibt unversehrt aufgespeichert, jahrelang, bis vielleicht eines Tages der Stein sich löst und einem vorübergehenden Menschen auf den Kopf fällt."
Noch früher als sein naturwissenschaftliches Interesse zeigte sich eine zweite Seite seiner reichen Begabung: Seine außergewöhnliche Musikalität. Er besaß das absolute Gehör, lernte hervorragend Klavier spielen, sang in mehreren Chören und komponierte später als Student für Hausmusikabende kleine Stücke und sogar eine Operette. Als Student betätigte er sich auch als Dirigent im Akademischen Gesangverein und spielte Orgel bei Studenten-Gottesdiensten.Auch die Liebe zu den Bergen, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollte, hatte ihre Wurzeln in den Eindrücken seiner frühen Jugendjahre. Die Sitte seines Vaters, in den Ferien mit der ganzen Familie in irgend ein einsames Tiroler Bergdorf zu ziehen und dort die ganze Umgebung zu erwandern, hat er bis ins hohe Alter beibehalten.Mit noch nicht einmal 17 Jahren macht Max Planck das Abitur. Sieben Jahre am Gymnasium galten damals für Hochbegabte als ausreichend. Die Studienwahl fällt ihm schwer. Er schwankt zwischen Musik und Physik. Ein Freund der Familie, der Physiker Professor Jolly, rät von der Physik ab - mit einer Begründung, die uns heute, wenn wir die fachlichen Leistungen Max Plancks im Auge haben, fast paradox anmutet. Jolly rät vom Physikstudium ab, weil "in dieser Wissenschaft schon fast alles erforscht sei". Und als Planck sich informiert, welche Aussichten ein Musikstudium eröffnen könnte, erhält er die harte Antwort: "Wenn Sie sich erst erkundigen, dann lassen Sie es besser bleiben."So beginnt Planck 1874 sein Studium der Mathematik und Physik in München. Im Frühjahr 1877 unternimmt er mit Freunden eine mehrwöchige Fußtour nach Oberitalien: Comer- und Luganer See, Lago Maggiore, Brescia, Venedig, Florenz, Venedig, Gardasee, alles in einer eigentümlich zickzackförmigen Reiseroute je nach Laune und Wetter und den Fahrplanmöglichkeiten der Eisenbahn. Im Wintersemester 77/78 studiert er an der Universität Berlin bei Kirchhoff, der zusammen mit Bunsen die Spektralanalyse entwickelt hatte, bei Helmholtz und Clausius. 1879 macht Max Planck in München 21-jährig das Lehramtsexamen für Physik und Mathematik und den Doktor. Das Thema der Doktorarbeit ist "Der 2. Hauptsatz der Wärmelehre". Er schreibt darüber:
"Der Eindruck dieser Schrift in der damaligen physikalischen Welt war gleich Null. Von meinen Universitätslehrern hatte, wie ich genau weiß, keiner ein Verständnis für ihren Inhalt. Sie ließen sie wohl nur deshalb passieren, weil sie mich von meinen sonstigen Arbeiten im Seminar her kannten."