Erfahrungsbericht der Leitungskräfte zum Schüleraustausch zwischen dem Max-Planck-Gymnasium in München und dem Gymnasium No. 14 in Wolgograd im März bzw. April 2017

 

Begegnung in München

Am 13. März 2017 kamen uns elf russische Schüler und eine Lehrerin aus Wolgograd in München besuchen. Wir verbrachten eine ereignisreiche Woche miteinander, in welcher wir uns besonders mit der deutsch-russischen Geschichte auseinandersetzten.

Wir besuchten die Innenstadt von München und thematisierten bei einer Stadtführung die Geschichte des Dritten Reiches und des zweiten Weltkriegs, besonders um den Odeonsplatz herum, wo im Jahr 1923 der Putschversuch der Parteigruppe unter Führung Hitlers niedergeschlagen wurde.

 

 
     

  Hier nahm auch die weitere geschichtliche Entwicklung ihren Ausgang, die in die knapp ein Jahr währende Schlacht um Stalingrad, heute Wolgograd mündete.

Wir vertieften unsere Kenntnisse bei verschiedenen Exkursionen, so beschäftigten wir uns auch mit der bayerischen Geschichte, besuchten das Schloss Nymphenburg und in einem Tagesausflug auch das Schloss Linderhof.

Besonders interessant fanden die Schüler den Besuch des Deutschen Museums, da unsere Gäste besonders technisch interessiert waren.

Während des Aufenthalts in München bearbeiteten die deutschen Schüler einen Fragebogen zur Geschichte Wolgograds, den wir schon im Vorfeld ausgearbeitet hatten.  Durch diesen Fragebogen wurden den deutschen Schülern einige Unterschiede zwischen russischem und deutschem Schulleben bekannt, wie der, dass die Schüler in Russland seit einigen Jahren Schuluniformen tragen. Außerdem stellten sie fest, dass viele russische Familien persönliche Erfahrungen in den Kriegshandlungen der Schlacht von Stalingrad gemacht haben.

 

     

Wir werteten die Ergebnisse der Befragung in einer Projektstunde aus, in welcher die russische und die deutsche Gruppe zuerst einmal getrennt ihre Erfahrungen diskutierten. Danach führten wir ein Gespräch mit der ganzen Gruppe, darüber welche Unterschiede die Schüler zwischen Russland und Deutschland festgestellt hatten.

Es war besonders schön, zu beobachten, wie interessiert die russischen und die deutschen Partner an einander waren, wie viele Fragen sie einander stellten und wie sehr sie immer wieder das Gespräch mit einander suchten. Viele Dinge, über die sie sich austauschten, waren durchaus überraschend, besonders für uns Deutsche, zu sehen, wie die russischen Kinder unsere Stadt und unsere Kultur warnahmen. Manches wurde uns dann erst wirklich klar, als wir selbst in Wolgograd waren und sahen, wie die Gegebenheiten dort sind. Zum Beispiel, bemerkte Denis Sahinovic (Klasse 10e), dass sich die Russen darüber gewundert haben, wie leise es in unseren öffentlichen Verkehrsmitteln ist und dass man sich in S-Bahn und Bus sogar unterhalten kann. Warum sie sich so darüber wunderten, wurde uns klar, als wir mit der russischen Straßenbahn und dem Marschrutka (Linientaxi) durch Wolgograd fuhren und feststellten, dass es darin entsetzlich klapperte, sodass eine Unterhaltung beinahe unmöglich war. So entstanden auch schon erste Freundschaften zwischen Deutschen und Russen.

 
     
 

Begegnung in Wolgograd

Am 1. April 2017 flogen wir für eine Woche nach Wolgograd. Uns erwartete eine spannende und ereignisreiche Woche. Unsere russischen Partner hatten mit tatkräftiger Unterstützung der Elternschaft und des Lehrerkollegiums ein abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammengestellt. Wir lernten die Kultur der Kosaken der Wolgaregion kennen, erfuhren bei einem Museumsbesuch Näheres über die Schlacht von Stalingrad, machten eine Exkursion zu einer ehemaligen deutschen Siedlung der Herrenhuter Brüdergemeinde und sahen den Wolga-Don-Kanal. Außerdem wurde uns die russische Kultur auch in Form von Musik und Tanz nahegebracht. Die russischen Schüler studierten mit den deutschen Partnern russische Volkstänze ein und lernten russische Volkslieder mit ihnen. Außerdem wurde uns von den russischen Teilnehmern einer Musikschule, gekleidet in traditionelle Kostüme,  ein Programm mit russischen Liedern präsentiert, in welchem unsere Schüler mitwirken durften.

     

Besonders überraschte uns die reichhaltige Verköstigung, die Qualität und der Abwechlsungsreichtum der russischen Küche dieser Region. Fast alle Gerichte wurden selbst gemacht, es wurden selbstgesammelte Beeren und Pilze serviert, Pelmeni (russische Teigtaschen) und Bliny (Pfannkuchen).

Besondere Mühe gaben sich auch die Lehrer des Gmynasiums No. 14. Sie erstellten besondere Unterrichtsstunden für unsere Schüler, in welchen sie etwas über die russische Kultur lernten, z. B. eine Unterrichtsstunde zum russischen Samowar (russischer traditioneller Wasser-/ Teekocher), eine Musikstunde zur russischen Volksmusik, in welcher russische Holzlöffel als Schlaginstrumente zum Einsatz kamen und eine Geographiestunde, in welcher ein Vergleich der demographischen Entwicklung zwischen Deutschland und Russland durchgeführt wurde.

 
     
 

Es war eine wunderschöne Woche in Wolgograd, die nur dadurch getrübt wurde, dass unser Flug am Abreisetag erst annulliert und dann von 6:05 Uhr früh auf 13:10 Uhr verschoben wurde. Dadurch hatten wir in Moskau leider nicht mehr genug Zeit, zum Roten Platz zu fahren, wie wir eigentlich geplant hatten. Dies haben wir alle sehr bedauert.

Jedoch wird uns dieser Austausch in Erinnerung bleiben, als eine Reise, die uns unvergessliche Erlebnisse beschwert hat. Einige der teilnehmenden Schüler versicherten mir nach unserer Rückkehr, sie würden sofort wieder mitfahren, so schön wäre es gewesen. Jedoch sollen nun auch andere Schüler des MPG die Möglichkeit bekommen, diese wunderschöne Erfahrung machen zu können. Auf ein Neues im kommenden Schuljahr – auf nach Wolgograd!

Anne Allen , im Mai 2017

Russischlehrerin am MPG