Schicksalsschläge, Widerstände und Nazidiktatur
Während dem Wissenschaftler Max Planck nach vielen schweren Jahren der Aufstieg zu Anerkennung und Ruhm beschieden war, folgten bei dem Menschen Max Planck den glücklichen Jahren Leid und Unglück. 1887, als er Professor in Kiel geworden war, heiratete er Marie Merck, die Schwester eines seiner Klassenkameraden und Tochter eines Münchner Bankiers. Und er berichtet, daß die folgenden Jahre seine glücklichsten waren. Vier Kinder wurden in den nächsten Jahren geboren. Aber bereits 1909, als noch alle Kinder im Grundschulalter waren, kam über ihn der erste Schicksalsschlag: Seine Frau starb. Er heiratete ein zweites mal und zwar die Nichte seiner Frau. Sie schenkte ihm ein fünftes Kind und blieb ihm bis zu seinem Lebensende eine hingebende Gefährtin.Es folgten weitere Schicksalsschläge: 1916 wird sein Sohn Karl bei Verdun tödlich verwundet. Die beiden Zwillingstöchter sterben kurz darauf, jeweils bei der Geburt ihres ersten Kindes.1930 wird Max Planck Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der heutigen Max-Planck-Gesellschaft. Diese renommierte und größte Organisation zur Förderung der Wissenschaften umfaßte damals bereits 33 Institute mit 1200 Wissenschaftlern.Eine schwierige Zeit wurde für Planck die Zeit der Nazi-Diktatur. Zwanzig Nobelpreisträger wanderten in den Jahren 1933-1938 aus Deutschland aus. Max Planck lehnte trotz angebotener Professuren in vielen Ländern eine Auswanderung ab. Er wollte seine schützende Hand möglichst lange über die jüdischen Fachkollegen halten und sich dem Trend zu einer "arischen Physik" entgegenstellen. Planck mußte aber bald erkennen, daß das verbrecherische Nazi-Regime eine Katastrophe heraufbeschwor. Max Planck 1935 zu Heisenberg:
"Halten Sie durch, bis alles vorbei ist, bilden Sie Inseln des Bestandes und retten Sie Wertvolles über die Katastrophe hinweg"
Besonders der Physiker und Nobelpreisträger Johannes Stark propagierte eine "Arische Physik" und bezeichnete Planck und Heisenberg in der Presse als "Statthalter des Jüdisch-Einsteinschen Geistes, als weiße Juden, die verschwinden sollten." Planck wird besonders wegen seines Eintretens für Fritz Haber attakiert und muß schließlich sein Amt als Präsident der wichtigsten Deutschen Wissenschafts-Institution 1937 auf Druck der Nazi-Regierung abgeben.1944 war sein Haus in Berlin-Grunewald, das er 39 Jahre bewohnt hatte und das bei Hauskonzerten so viele prominente Zeitgenossen bei Diskussion und Feier gesehen hatte, durch einen Luftangriff völlig niedergebrannt. Seine gesamte über Jahrzehnte geführte wissenschaftliche Korrespondenz war vernichtet.Und schließlich für ihn der größte Schicksalsschlag. Sohn Erwin wird als Mitwisser des Attentats auf Hitler verhaftet. Max Planck schreibt:
"Wir leiden unter einer schweren Sorge. Unser Sohn Erwin ist unmittelbar nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und zum Tode verurteilt worden. Aber wir wollen die Hoffnung nicht sinken lassen."
Als Planck im Januar 1945 die Nachricht von der Hinrichtung seines Sohnes in Plötzensee erfährt, ist der 87jährige fast ein gebrochener Mann. Stundenlanges Spiel am Klavier hilft ihm über die schwersten Stunden hinweg. In den letzten Kriegsmonaten verlassen Planck und seine Frau Berlin und finden Unterkunft auf einem Bauernhof bei Magdeburg. Dort muß Planck die Schrecken der letzten Kriegstage erleben. Das Gebiet gerät in die Front zwischen Russen, Deutschen und Amerikanern. Schwer von Gicht gequält versteckt sich der 87jährige zusammen mit anderen Flüchtlingen mehrere Tage auf dem Dachboden in einem einsamen Haus im Wald. Mitte Mai wird er von einem Suchtrupp amerikanischer Wissenschaftler gefunden und nach Göttingen gebracht. 1946 wird Planck als einziger deutscher Gelehrter zur Feier des 300. Todestages Newtons nach England eingeladen. Seiner Persönlichkeit allein war es zu verdanken, daß im gleichen Jahr die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft neu gegründet werden durfte, bald unter der neuen Bezeichnung "Max-Planck-Gesellschaft". Ein Jahr noch war Planck Ehrenpräsident dieser Organisation, dann starb er in seinem 90. Lebensjahr am 7. Oktober 1947. Die Kraft zum Durchhalten in all den schweren Tagen bezog Planck aus seinem tiefen Glauben an einen persönlichen Gott und an eine vernünftige, wenn auch oft schwer durchschaubare Weltordnung. Dazu und als Abschluß wieder ein Zitat:
"Mir kommt der Umstand zu Hilfe, daß der feste durch nichts beirrbare Glaube an den Allmächtigen und Allgütigen mir tief im Innern wurzelt. Freilich sind seine Wege nicht unsere Wege, aber das Vertrauen auf ihn hilft durch die schwersten Prüfungen hindurch. ....Gott steht für den Gläubigen am Anfang und für den Physiker am Ende allen Denkens."